In unserer Wildtierstation kümmern wir uns regelmäßig um verletzte, kranke oder verwaiste Wildtiere mit dem Ziel, sie wieder in die Natur entlassen zu können. Im Frühjahr sind das vor allem junge Feldhasen, doch diese brauchen nur im seltenen Fall tatsächlich Hilfe.
Häufig werden scheinbar verwaiste Junghasen von Spaziergängern an Feldrändern oder auf Wiesen gesichtet und in dem Glauben mitgenommen, sie zu retten. Was viele nicht wissen: Die meisten Feldhasen-Babys brauchen keine menschliche Hilfe - im Gegenteil, das Aufsammeln kann für sie sogar gefährlich sein.
Nur in einigen Fällen ist das Eingreifen gerechtfertigt oder sogar notwendig:
- Das Tier ist sichtbar verletzt, wie z.B. durch landwirtschaftliche Maschinen oder einen Angriff von Hund und Katze.
- Es wirkt apathisch, unterkühlt oder ausgehungert.
- Die tote Mutter liegt in unmittelbarer Nähe.
- Es wurde bereits vom Menschen angefasst und zurückgelassen - der fremde Geruch kann dazu führen, dass die Mutter es nicht mehr annimmt.
Im Zweifelsfall sollte immer eine Auffangstation kontaktiert werden, bevor man selbst eingreift. Die meisten Junghasen sind nicht verwaist, sondern warten nur auf ihre Mutter, die meist in der Dämmerung oder nachts vorbeikommt, um ihre Jungen zu säugen. Dass man einen jungen Feldhasen alleine auf einer Wiese auffindet, ist also vollkommen normal. Wenn der Hase ohne ersichtlichen Grund mitgenommen wird, nimmt man ihm die Chance, von seiner Mutter weiterhin versorgt zu werden. Dazu handelt es sich um scheue Wildtiere, die in menschlicher Obhut unter großem Stress leiden. Wer sie ohne triftigen Grund mitnimmt, gefährdet im schlimmsten Fall also ihr Überleben.