Im Jahr 2014 kam eine bundesweite Umfrage des Deutschen Tierschutzbundes unter seinen Mitgliedsvereinen zu dem Ergebnis, dass die Unterbringung von Reptilien aus Privathaltungen für die Tierheime zu einer zunehmenden Herausforderung werden. Als Reaktion darauf wurde der Bau einer neuen Reptilienstation im Tierschutzzentrum Weidefeld beschlossen, die schließlich 2017 in Betrieb ging. Seither nimmt unsere Einrichtung regelmäßig Reptilien auf, die aus Tierschutzfällen in die Tierheime gekommen sind, welche jedoch nicht die Möglichkeit der dauerhaften Unterbringung haben.
Unsere aktuelle Auswertung zeigt, welche Arten in den letzten Jahren am häufigsten eingestellt werden mussten. Im Zeitraum von 2017 bis 2024 haben wir insgesamt 410 der sogenannten Exoten bei uns aufgenommen. In der selben Zeit konnten leider nur 113 (≙ 27,6%) dieser Tiere in überprüft sachkundige Hände weitervermittelt werden. Damit wird deutlich, dass der Druck, Tiere in die Einrichtung aufzunehmen, stets deutlich größer ist, als sie dann anschließend weitervermittelt werden können. Mit einem dauerhaften Bestand von durchschnittlich ca. 180 Tieren ist die Einrichtung voll ausgelastet. Und tatsächlich müssen Anfragen immer wieder abgelehnt bzw. an andere Stelle verwiesen werden.
Eine Auswertung dieser abgelehnten Anfragen zeigt, dass deren Anzahl in den vergangenen zwei Jahren aufgrund der hohen Inflation, der gestiegenen Energiepreise sowie der gestiegenen Kosten für die tierärztliche Versorgung im Vergleich zu den Vorjahren deutlich gestiegen ist. Offensichtlich können sich viele Halter*innen nach eigenen Angaben die teils sehr energie- und kostenintensive Haltung ihrer Tiere nicht mehr leisten.
Zu den Arten, die am häufigsten aufgenommen werden mussten, zählten:
1. Buchstaben-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta); 84 Tiere (≙ 20,5%);
2. Königspython (Python regius); 77 Tiere (≙ 18,8%);
3. Kornnatter (Pantherophis guttatus); 49 Tiere (≙ 12,0%);
4. Griechische Landschildkröte (Testudo hermanni); 30 Tiere (≙ 7,3%);
5. Höckerschildkröten (Graptemys spec.); 29 Tiere (≙ 7,1%);
6. Bartagame (Pogona vitticeps); 22 Tiere (≙ 5,4%);
7. Abgottschlange (Boa constrictor); 20 Tiere (≙ 4,9%);
8. Leopardgecko (Eublepharis macularius); 10 Tiere (≙ 2,4%).
Neben diesen sehr häufigen Arten, die von Züchtern massenhaft vermehrt und teils zu Spottpreisen "verramscht" werden/wurden, ergibt sich ein breites Spektrum an selteneren Arten, wie z.B. ein Stirnlappenbasilisk, ein Dreihorn-Chamäleon oder eine Pelomedusenschildkröte.
Solche Tiere sind in der Regel leicht und schnell zu vermitteln. Auf den oben gelisteten "Ladenhütern" hingegen bleiben wir leider fast immer sitzen, da der Markt gesättigt ist und sich praktisch keine sachkundigen Interessent*innen finden.
Stellt sich als Fazit in der Exotenhaltung für uns also die Frage: Tatsächlich die große Tierliebe? Oder doch nur das klassische Spielchen aus Angebot und Nachfrage...?